Osteoporose

Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, die durch eine verminderte Knochenfestigkeit und somit ein erhöhtes Knochenbruchrisikogekennzeichnet ist. Durch gesunde, “knochengerechte” Ernährung, regelmäßige Bewegung, Einschränkung von Genussmitteln, Sturzprävention, frühzeitige Diagnose und rechtzeitige Therapie können die gravierenden Folgeschäden der Osteoporose (v.a. Wirbel- und Schenkelhalsbrüche) verhindert werden.

Die Frakturhäufigkeit steigt bei Männern nach dem 75. Lebensjahrerheblich an, während bei Frauen bereits ab etwa dem 45. Lebensjahrein Anstieg zu beobachten ist. Ab dem 65. Lebensjahr nehmen bei beiden Geschlechtern die Schenkelhalsbrüche zu.

 

Risikofaktoren für die Osteoporose-Entstehung

Folgende Faktoren begünstigen die Entstehung einer Osteoporose:

  • Übermäßiger Alkoholkonsum und starkes Rauchen

  • Graziler Körperbau

  • Einnahme bestimmter Medikamente über einen langen Zeitraum hinweg, z. B. Kortisontherapie nach einer Organtransplantation

  • Bewegungsarmut (z.B. längere Bettruhe)

  • Übermäßige Bewegung (z.B. Leistungssport)

  • Späte Menarche (1. Regelblutung)

  • Familiäre Belastung,v.a. bei Veranlagung zu einer frühen Menopause (Wechseljahre)

  • Hormonstörungen (Östrogen, Testosteron, Calcitonin, Parathormon oder Schilddrüse)

 

Einteilung der Osteoporose

Es gibt zwei Arten der Osteoporose, die primäre und die sekundäre:

Primäre Osteoporose

Die primäre Osteoporose entsteht durch:

  • den Östrogenmangel, der bei Frauen nach der Menopause auftritt

  • den altersbedingten Knochenabbau bei älteren Männern und Frauen ab 70

Sekundäre Osteoporose

Die sekundäre Osteoporose tritt als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auf, z.B. bei

  • starker Alkohol– und Nikotinabhängigkeit

  • chronischen Nieren- und Lebererkrankungen

  • Störungen im Hormonhaushalt wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes Typ 1 und Wachstumshormonmangel

  • Langzeiteinnahme bestimmter Medikamente, wie Heparin, Zytostatika, Kortikoide oder Antikonvulsiva.

 

Diagnoseerstellung

Ziele der Untersuchungen sind:

  • Erkennen von RisikopatientInnen

  • Bestimmung von Ausprägungs- und Aktivierungsgrad der Osteoporose

  • Ausschluss sekundärer Osteoporoseursachen

  • Ausschluss nicht-osteoporotischer Knochenerkrankungen

  • Abschätzung des Sturz- und Frakturenrisikos.

Die Osteoporose-Diagnose umfasst 5 Stufen:

1. Erfassung der Krankengeschichte (Anamnese)

Dabei wird erfragt, ob Risikofaktoren vorliegen, und ob bereits Osteoporose in der Familie aufgetreten ist. Spontanfrakturen von Wirbelkörpern sowie ein gehäuftes Auftreten von extravertebralen Frakturen (zumeist Knie-, Ellbogen- oder Sprunggelenk) müssen ebenfalls abgeklärt werden.

2. Klinische Untersuchung

Diese umfasst das Messen von Körpergröße und Gewicht, eine Inspektion des Rückens und die Beurteilung der Standfestigkeit und Gangsicherheit. Hinweise auf Osteoporose sind u.a. das Vorliegen von Rückenschmerzen, typische Hautfalten am Rücken, ein Rundrücken und ein Größenverlust von mehr als 4 cm.

3. Knochendichtemessung mittels DXA-Verfahren

Das DXA-Verfahren, eine Zwei-Spektren-Röntgenabsorptionsmetrie, ist die „Gold-Standard“-Methode zur Quantifizierung der Knochenmineraldichte (BMD) sowie des Frakturenrisikos. Die mittels DXA erfasste Knochenmineraldichte ist keine echte physikalische Dichte, sondern eine Flächendichte. Das Messergebnis wird in g/cm2 angegeben. Zur besseren Vergleichbarkeit sollte im Befund jedoch keine absolute Flächendichte angegeben werden, sondern die Abweichungen vom (alters- und geschlechtsspezifischen) Normalen in Vielfachen einer Standardabweichung (sogenannter T-Score). Das Messergebnis wird einerseits durch den Knochenmineralgehalt und andererseits durch den Knochendurchmesser beeinflusst. Prinzipiell werden sowohl die Lendenwirbelsäule (LWS) als auch die Hüfte gemessen. Die BMD des Unterarmes kann alternativ herangezogen werden, wenn die Hüfte und/oder die LWS nicht messbar oder auswertbar sind (z. B. bei sehr übergewichtigen PatientInnen).

Gemäß den Empfehlungen der WHO liegt eine Osteoporose vor, wenn der Messwert der Knochendichtemessung mindestes 2,5 Standardabweichungen unter dem Durchschnitt der geschlechtsgleichen 30-jährigen Gesunden liegt, d.h. ein T-Wert kleiner/gleich -2,5 vorliegt. Zwischen -1 und -2,5 Standardabweichungen wird von einer Osteopenie gesprochen:

Normalbefund: T-score grösser/gleich -1,0
Osteopenie: T-Score zwischen -1,0 und -2,5
Präklinische Osteoporose: T-Score ab -2,5
Manifeste Osteoporose: T-score ab -2,5 und eine oder mehrere Frakturen

Wann sollte gemessen werden? Da erwiesenermaßen die Frakturhäufigkeit mit dem 65. Lebensjahr steigt, wird eine Basis-Knochendichtemessung ab dem 60. Lebensjahr empfohlen, vor allem dann, wenn Risikofaktoren bestehen. Trat bereits vor dem 60 Lj. eine Fraktur auf oder besteht eine positive Familienanamnese, kann die Knochendichtemessung bereits ab dem 50. Lj. erfolgen.

Grundsätzlich sollen Wiederholungsmessungen am gleichen Gerät und beim gleichen Arzt gemacht werden, um Messfehler im Rahmen der Verlaufskontrolle zu vermeiden.

4. Röntgen

Das konventionelle Röntgen bietet eine eingeschränkte Beurteilbarkeit des Knochenmineralgehaltes. Es dient daher der Interpretation des DXA-Befundes, der Erhebung des Frakturstatus und zur Abklärung anderer Schmerzverursacher.

5. Labordiagnostik

Es werden Basisuntersuchungen (Serum-Calcium/Phosphat, Alkalische Phosphatase, Blutbild, Blutsenkung, TSH, Kreatinin etc.) und in weiterer Folge spezielle Blutbestimmungen (Vitamin D3, Parathormon, Folikelstimmulierendes Hormon (FSH), Östradiol, Umbau-Marker) durchgeführt.

 

Therapie

Alter, Geschlecht, Menopause-Status, das Stadium der Osteoporose, die Dynamik des Knochenmineralverlustes, Begleiterkrankungen und Begleittherapien sind Entscheidungskriterien für die durch den Arzt/die Ärztin festzulegende Osteoporosetherapie.

Als medikamentöse Therapiemaßnahmen stehen zur Verfügung:

  • Calcium (1.000-1.500mg/Tag) und Vitamin D (400-800 i. E./Tag) als Basistherapie

  • Bisphosphonate und Selektive Estrogenrezeptormodulatoren(SERM, Antiestrogene): Sie hemmen den Knochenabbau

  • Strontiumranelat: Es fördert den Knochenaufbau und hemmt zugleich den Knochenabbau

  • Parathormon: Dieses fördert die Knochenneubildung

 

Präventionsmaßnahmen

Der Knochen unterliegt einem ständigen Auf- und Abbauprozess: In der Wachstumsphase überwiegt der Knochenaufbau (die höchste Knochendichte wird mit ca. 30 Jahren erreicht), bis zum 35. Lebensjahr herrscht ein Gleichgewicht und ab dem 40. Lebensjahr wird mehr abgebaut (1% pro Jahr ist normal).

Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Lebensfreude, Nichtrauchen und Unfallverhütung sind die Säulen der Gesundheitsförderung und jede dieser Maßnahmen ist im Prinzip eine primäre Osteoporoseprävention.

In der Kindheit (Wachstumsphase) haben Calcium- und Vitamin-D-reiche Ernährung sowie körperliche Aktivität einen großen Einfluss auf die Entwicklung der sogenannten „peak bone mass“ (maximal aufgebaute Knochenmasse). Spiele und Sportarten, die den Knochen belasten, können den Knochendichtezuwachs vervielfachen. Ein übermäßiges Trainieren bei jungen Frauen nach der Pubertät kann hingegen zu Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) und damit zu Knochendichteverlust führen.

 

Ernährungs-Tipps

  • Über den Tag verteilt sollte ausreichend Calcium (1200 – 1500 mg/Tag) aufgenommen werden. Vor allem eine abendlicheCalciumzufuhr wirkt sich günstig auf den Knochenstoffwechsel aus. Die Möglichkeit der Calciumaufnahme aus dem Darm sinkt mit zunehmendem Lebensalter. Als Nahrungsquellen sind magere Milch und Milchprodukte, aber auch Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Lauch, Sojabohnen, Brombeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Sesam, Wal- und Haselnüsse sowie calciumreiches Mineralwasser (mehr als 150 mg/l) zu nennen. Durch z. B. die Aufnahme von 1/4 l Milch, 2 Scheiben Käse, 1 Becher Joghurt, 250 g Brokkoli und ½ Liter calciumreiches Mineralwasser können ca. 1330 mg Calcium zugeführt werden. Hohe Aufnahmen an Eiweiß, Kochsalz (ab 6g/Tag) sowie Kaffee (mehr als 4 Tassen/Tag) können zu einer vermehrten Calciumausscheidung über die Niere führen. Oxalsäurereiche Lebensmittel wie z. B. Rhabarber, Spinat, Kakaopulver, schwarzer Tee, Schokolade, rote Rüben können die Calciumaufnahme vermindern.

  • Vitamin D ist für die Aufnahme des Calciums aus dem Darm und dessen Einlagerung in den Knochen von enormer Bedeutung. Eine gewisse Menge an Vitamin D kann im Körper durch Einwirkung des Sonnenlichtes selbst gebildet werden. Als Nahrungsquellen bieten sich an: fettreiche Seefische wie z. B. Hering, Lachs, Makrele, Heilbutt, Sardine und Thunfisch sowie Hühnerei, Milch & Milchprodukte und Margarine.

  • Vitamin C fördert die Aufnahme von Calcium. Kombinieren Sie beispielsweise Früchte mit Joghurt oder Käsebrot mit Paprika.

  • Vor allem ältere Menschen sollten auf eine ausreichende Eiweißzufuhr (0,8-1,0g/kg Körpergewicht) achten.

  • Zu vermeiden sind sowohl Unter- als auch Übergewicht.

  • Auf Nikotin und Alkohol sollte weitestgehend verzichtet werden

 

Bewegung und Sturzprävention

Die zunehmende Frakturrate bei älteren Personen steht in direktem Zusammenhang mit dem erhöhten Sturzrisiko. Etwa 30% der noch im eigenen Haushalt lebenden über 65-Jährigen stürzen jährlich. Bei Heimbewohnern ist der Anteil höher. Regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining (mind. 3x/Woche 30 min.) kräftigt die Muskulatur, hilft das Körpergewicht zu regulieren und fördert das individuelle Wohlbefinden. Eine kräftige Muskulatur stützt die Knochen und fördert die Koordination und Flexibilität beim Gehen.
Damit es zu keinen Überlastungsschäden und Verletzungen kommt sollte vor Trainingsbeginn die individuelle Leistungsfähigkeit und der Gesundheitszustand von einem/r Arzt/Ärztin oder SportmedizinerIn bestimmt werden.