Diabetes

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet ist. Grund dafür ist das Hormon Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Zuckergehalt im Blut nicht mehr richtig reguliert. Bei Diabetes Typ II wird dieses Hormon in zu geringen Mengen und beim Typ I-Diabetiker gar nicht mehr produziert.

 

Glukose, Insulin und Diabetes

Glukose ist Hauptbestandteil von Stärke, Zucker und Milchzucker und dient dem Körper vor allem als Energiequelle. Bestimmte Organe und Gewebe, wie Gehirn, Nierenmark und rote Blutkörperchen, decken ihren Energiebedarf praktisch ausschließlich aus Glukose. Unser Körper ist bis zu einem gewissen Maße in der Lage, einen Überschuss an Glukose in Form von Glykogen zu speichern (in der Leber ca.150 g und im Muskel rund 250 g). Bei Bedarf kann aus dem Glykogen wieder Glukose gewonnen werden. Da jedoch der Vorrat nicht sonderlich groß ist, muss Glukose (am besten in Form von Brotwaren, Nudeln oder Reis) täglich dem Körper zugeführt werden.

Das Hormon Insulin, welches in den sogenannten Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, benötigt der Körper u. a. um die Glukose in die Zelle, dem eigentlichen Ort der Energiegewinnung, zu transportieren. Wird nun zuwenig oder gar kein Insulin produziert, so kann die Zelle Glukose nicht mehr aufnehmen und der Blutglukosespiegel steigt an. Bei Diabetes ist der Körper nicht in der Lage, genügend Insulin zu produzieren oder das produzierte Insulin wirkt im Organismus nicht mehr so, wie es wirken soll. Dadurch kann es zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel kommen, welcher auf Dauer für den gesamten Organismus schädlich ist. Es entstehen Defekte an Herz, Blutgefäßen, Nieren, Augen und Nervenzellen. Übergewicht (v.a. Bauchfett), Fehlernährung (Weißmehlprodukte, Zucker, Süßspeisen, fette Milchprodukte und fettreiches Fleisch), Bluthochdruck, Rauchen sowie bestimmte Erbanlagen sind die wichtigstenRisikofaktoren für das Entstehen von Diabetes Typ 2.

 

Welche wesentlichen Formen des Diabetes unterscheidet man?

Die wichtigsten Formen des Diabetes sind Typ-I-Diabetes, Typ-II-Diabetes und Gestationsdiabetes:

Typ-I-Diabetes

Typ-1-Diabetes, welcher vor allem Kinder und Jugendliche betrifft, ist gekennzeichnet durch einen absoluten Insulinmangel. Die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden vermutlich durch einen genetischen Defekt, eine Autoimmunerkrankung (Selbstzerstörung von Zellen) oder einen Virusinfekt zerstört.

Symptome: Müdigkeit, dauernder starker Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust bei normaler Ernährung, Appetitlosigkeit

Therapie: Tägliche, lebenslange Zufuhr von Insulin (mittels Spritze), Bewegung sowie Ernährungsumstellung

Typ-II-Diabetes

Diesem Diabetes-Typ geht außer einer erblichen Vorbelastung eine jahrelange Fehl- und Überernährung voraus. Doch auch Kinder/Jugendliche erkranken in zunehmendem Maße am so genannten “Altersdiabetes”. Zuviel fettes und süßes Essen und zu wenig Bewegung führen zu einem Energieüberschuss im Körper, aus dem letztendlich Übergewicht resultiert. Insulin wird vermehrt ausgeschüttet, die Zellen gewöhnen sich daran und sprechen in weiterer Folge nur mehr schlecht auf das Hormon an. In den ersten Jahren der Erkrankung wird die Insulinproduktion noch weiter angekurbelt, um die mangelnde Wirkung auszugleichen (zu dieser Zeit ist der Diabetes noch nicht diagnostizierbar, da noch keine erhöhten Blutzuckerwerte vorliegen). Nach Jahren ermüdet dann die Bauchspeicheldrüse und ist nicht mehr in der Lage genügend Insulin zu produzieren. Erhöhte Blutzuckerwerte sind die Folge.

Symptome: Großes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, erhöhte Infektanfälligkeit, trockene Haut, Juckreiz, Sehstörungen, schlechte Wundheilung aufgrund schlechter Durchblutung, Müdigkeit (Leistungsabfall), depressive Verstimmung, Erektionsstörungen, Impotenz. Aufgrund der zunächst geringen oder unspezifischen Symptome wird bei vielen Patienten der Diabetes-Typ-II erst viel zu spät diagnostiziert – im Durchschnitt fünf Jahre nach der Erkrankung.

Therapie: Bei einer nicht so extremen Stoffwechselentgleisung können mittels einer Änderung des Lebensstils (Gewichtsreduktion, mehr Bewegung, Diät) die Blutzuckerwerte gesenkt werden. Erst wenn trotz Umstellung des Lebensstils keine Besserung eintritt, finden vom/von Arzt/Ärztin verordnete Medikamente Anwendung.

Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)

Dieser tritt erstmalig während der Schwangerschaft auf und verschwindet normalerweise wieder nach der Geburt. Er ist sowohl durch eine verminderte Insulinwirkung an der Zelle als auch durch eine geringere Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse gekennzeichnet. Der Gestationsdiabetes verursacht bei der werdenden Mutter üblicherweise keine Beschwerden. Der Blutzuckerspiegel muss jedoch in engen Grenzen gehalten werden um Schädigungen des Fötus zu verhindern. Vor allem in den ersten 6 – 8 Schwangerschaftswochen ist ein erhöhter Blutglukosespiegel mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen verbunden. Durch einen aktiven Lebensstil vor und während der Schwangerschaft kann dem Gestationsdiabetes vorgebeugt werden.

 

Wie wird der Blutzucker bestimmt und wie hoch sollte er sein?

Die Blutzuckerkonzentratin muss regelmäßig kontrolliert werden. Sie können Ihren Blutglukosespiegel bei Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder in der Apotheke testen lassen. Mittels eines kleinen “Pieks” an der Fingerkuppe wird Blut entnommen und sogleich auf einen Teststreifen aufgetragen – in wenigen Sekunden wird dann das Ergebnis angezeigt. Idealerweise sollten die Blutzuckerwerte nüchtern unter 90 mg/dl (4,4 bis 6,7 mmol/l) liegen, nach dem Essen unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Sollten bei Ihnen auffällige Werte festgestellt werden, so wird Ihr/e Arzt/Ärztin genauere Untersuchungen (z.B. Glukosetoleranztest) veranlassen.

 

Welche gesundheitlichen Risiken sind mit Diabetes verbunden?

Man unterscheidet plötzlich auftretende Komplikationen und Spätkomplikationen:

 

Plötzlich entstehende Komplikationen

Akut auftretende Komplikationen sind:

  • “Unterzucker”: Ein zu niedriger Blutzuckergehalt (bei zu geringer Nahrungsaufnahme oder zu viel Sport). kann in letzter Konsequenz zu Bewusstlosigkeit führen. Warnsignale sind z. B. Herzrasen, Zittrigkeit, kalte Schweißausbrüche, Konzentrationsschwäche bis hin zur Verwirrtheit, Gereiztheit und Aggressivität. Im Notfall hilft ein Stück Traubenzucker.

  • Zuckerkoma (Ketoazidose bei Typ-I-Diabetes): Dieses stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar und ist auf einen Insulinmangel zurückzuführen.

  • Hyperosmolares Zuckerkoma: Es kann bei Typ-II-Diabetes, bedingt durch einen sehr hohen Blutzuckerspiegel, vorkommen

 

Spätkomplikationen

Die Spätkomplikationen entwickeln sich erst nach einigen Jahren. Die wichtigsten sind dabei:

  • Diabetische Augenkrankheit (Retinopathie), welche zur Erblindung führt

  • Nervenentzündung (Polyneuropathie), die sich in Gefühlsstörungen an den Beinen äußert

  • Nierenerkrankungen

  • Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) mit Durchblutungsstörungen und Hautveränderungen an den Beinen; Angina pectoris; Herzinfarkt; Schlaganfall; Bluthochdruck etc.

  • Potenzstörungen

  • Fettleber

 

Ernährungsempfehlungen für Diabetiker

Die noch vor wenigen Jahren gebräuchlichen “strengen Diätpläne”, vor allem für den Typ-II-Diabetiker, sind heute nicht mehr zeitgemäß und üblich. Insulinabhängige Diabetiker müssen vom/von Arzt/Ärztin eingestellt werden und ihre Kohlenhydrataufnahme nach Broteinheiten berechnen (1 BE entspricht 12 g Kohlenhydrate).

Ernährungstipps
  • Heimisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, fettarme Milchprodukte, Vollkornbrot, Nudeln aus Hartweizen oder Dinkel und Parboiled Reis lassen den Blutzuckerspiegel nicht so rasch ansteigen. Ein moderater Zuckerkonsum von 50g (bei 2.000 kcal Tagesenergiebedarf) ist zulässig – Honig ist ähnlich wie Haushaltszucker einzuordnen.

  • Jene Fettmenge, die pro Tag aufgenommen wird, soll bei 30-35% der Gesamtenergie liegen (max. 75 g bei 2.000 kcal). Einfach ungesättigte Fettsäuren (Olivenöl, Rapsöl, Mandelöl) und Omega-3-Fettsäuren (enthalten z. B. in fettreichem Fisch, Distelöl, Walnussöl) schützen die Blutgefäße, tierische Fette undTransfettsäuren (enthalten in Fertigprodukten, Backwaren, Frittiertem etc.) schaden ihnen hingegen und sind daher einzuschränken (7-10% der Tagesenergie).

  • Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten am Tag – für dazwischen eignet sich beispielsweise frisches, nicht zu reifes Obst, Vollkornweckerl oder fettarmes Joghurt. Wenn Sie unterwegs sind, sollten Sie sich eine kleine “Notration” mitnehmen – Vorsicht: Fast Food enthält zumeist sehr viel Fett und Salz und lässt zudem durch den oftmals hohen Gehalt an Weißmehl den Blutzucker steigen.

  • Vermeiden oder verringern Sie Übergewicht. Der Bauchumfang sollte beim Mann unter 94 cm und bei der Frau unter 80 cm liegen. Jeder cm mehr erhöht das Diabetesrisiko um 5%. Wird das Übergewicht beherrscht und das Bauchfett reduziert, so kommt es zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und der Glukoseverwertung.

  • Um krankheitsbedingten Mangelzuständen vorzubeugen, den Glukosestoffwechsel zu optimieren und diabetische Spätfolgen zu vermindern sollte u.a. auf die ausreichende Zufuhr von sämtlichen Vitaminen (C, A, E, D, ß-Karotin, B-Komplex), Mengen- und Spurenelementen (z. B. Magnesium, Chrom, Zink) sowie sekundären Pflanzeninhaltsstoffen geachtet werden. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sind ideale Spender dieser Vitalstoffe. Gegebenenfalls können Sie auf Nahrungsergänzungen zurückgreifen. Die Supplementierung sollte, seitens des Arztes/der Ärztin, unter Rücksichtnahme auf individuelle Bedürfnisse und das jeweilige Krankheitsbild des/der Patienten/in, erfolgen.

  • Die im Handel erhältlichen “Diabetikerlebensmittel” bringen, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, keinewesentlichen Vorteile für den Stoffwechsel von Diabetikern.

  • Verwenden Sie, wenn nötig, Süßstoffe, diese weisen eine höhere Süßkraft als Haushaltszucker auf (Cyclamat 30mal; Acesulfam-K 130 200mal; Aspartam 200mal; Saccharin bis zu 500mal) und liefern zudem keine Energie (Ausnahme: Aspartam = 3,1 kcal/g).

  • Ballaststoffe (z. B. in Obst & Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten) lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen und können dazu beitragen den Cholesterinspiegel zu senken. Empfehlung: 40g/Tag (die Hälfte davon aus löslichen Ballaststoffen, enthalten in frischem Obst und Gemüse)

  • Versorgen Sie Ihren Körper mit ausreichend Flüssigkeit z.B. in Form von Trinkwasser, mildem/stillem Mineralwasser, ungezuckerten Früchte- bzw. Kräutertees oder verdünnten 100%igen Fruchtsäften.

  • Besuchen Sie eine Diabetikerschulung (angeboten z.B. von vielen Krankenkassen)! Dort lernen Sie den Umgang mit der Krankheit (Zuckermessung, Ernährungsberatung, Fußpflege etc.) und können mit anderen Betroffenen Erfahrungen austauschen.

Sonstige Tipps – Bewegung

Sorgen Sie für ausreichend Bewegung! Bewegung und Diät stellen die Grundsäulen der Diabetestherapie dar. Bewegung als Therapie sollte jedem Einsatz von Medikamenten vorausgehen. Krafttraining vergrößert die Muskelmasse und Zucker wird vermehrt in die Muskulatur aufgenommen. Ausdauertraining hingegen verbessert die Insulinempfindlichkeit der Zelle.

Als Bewegungsempfehlung gilt drei bis sieben Mal pro Woche 30 – 60 Minuten (insgesamt mindestens 150 Minuten) Ausdauertraining (Laufen, Rad fahren, Langlaufen, Wandern, Nordic Walking und Schwimmen). Zusätzlich sollten zwei bis drei Mal pro Woche jeweils 30 Minuten Krafttraining durchgeführt werden. Die exakte Dosierung des Trainings ist Voraussetzung für den Erfolg. Der Trainingsplan sollte mit dem/der behandelndem/n Arzt/Ärztin besprochen werden. Essen Sie eine Kleinigkeit vor dem Sport, damit es zu keiner Hypoglykämie (Unterzucker) kommt und nehmen Sie sich auf jeden Fall Traubenzucker und Getränke zum Sport mit.